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Pressestimmen

 

Vom Stauferkaiser Heinrich VI –1190-. bis Ludwig dem Bayern –1350 erstreckt sich Karlheinz Deschners Reiseabschnitt in die „christliche Heilsgeschichte“. Der Übergang vom allerchristlichsten Hochmittelalter in den beginnenden Verfall der päpstlichen Zentralherrschaft steht also im Mittelpunkt des 7. Teilbandes von Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“. Im Machtkampf zwischen Kaiser- und Papsttum neigte sich die Waage allmählich, aber unaufhaltsam, auf die Seite der weltlichen Macht.

Deschner führt uns in ein dramatisches Zeitalter heraufdämmernder Umbrüche, an deren Ende die Kirche ihre alles beherrschende Monopolstellung verlieren sollte. Freilich nicht ohne massive Demonstrationen der gleichwohl verbliebenen Macht – die in „Kreuzzügen allerorten“, Judenverfolgungen und den Schrecken der beginnenden Inquisition die „Heilsgeschichte“ mit Strömen von Blut fortschrieb. Die für offizielle, weltliche wie geistliche, Geschichtsverklärung im schönsten „Sonnengold“ mittelalterlicher Pracht erstrahlende „gottgefällige Ordnung“ und namentlich die „Regierungskünste“ von Kaisern und Päpsten jener „grandiosen Epoche der abendländischen Geschichte“ erscheinen durch den rücksichtslos realistischen Blick Deschners freilich vorwiegend als Ansammlung von „Bestechung, Betrug und Massenmord“.

Insbesondere die unaufhörlichen Kreuzzüge beschreibt Deschner als monströse Höhepunkte von Eroberungswahn, Vernichtungsfeldzügen und „unbeschreiblichem Morden“. Ging es doch, aufgehetzt von einer Kirchenpropaganda, die eine Generation nach der anderen für heilige Wahrheit und unheilige Beute in Tod und Verderben trieb, mit „Kreuz und Schwert“ nicht mehr nur gegen den satanischen „Halbmond“ des Islam, der, einem offiziellen Kirchenlexikon zufolge, „schmachvoll das Heiligste entweihte“ - was wir heute in anderem Zusammen-hang erneut wieder hören können. Nun, im 13. Jahrhundert, richtete sich das kreuzzüglerische Wüten auch gegen „andersdenkende“ Christen - gegen griechisch und serbisch Orthodoxe, gegen die Albigenser, gegen die Stedinger Bauern.

1198 rief Innozenz III. zum 4. Kreuzug auf - der ihm, so der Theologe Seppelt, eine „Sache des Herzens“ war. Höhepunkt dieses insofern herzerfrischenden Kriegsgetümmels war die Vernichtung des (ost) christlichen Konstantinopel durch die „Gottesstreiter“ im Jahre des Herrn 1204. Drei Tage lang inszenierte das bis heute in Repräsentationsausstellungen und Schulbüchern verherrlichte „christliche Rittertum“ ein, so Deschner, „welthistorisches Massaker“ an den christlichen Byzantinern. Die Kreuzeskrieger schlachteten auch Geistliche und Nonnen ab, setzten christliche Gotteshäuser in Brand, raubten, was sich fortschleppen ließ- wobei sie angeblich zwei Stücke vom wahren Kreuz Christi, das Gewand der Muttergottes sowie – oh Freude über Freude - einige „Blutstropfen Jesu“ erbeuteten, während sie das Blut der Ostchristen „in Strömen“ vergossen.

Für kirchennahe und akademische Geschichtsmythologie freilich stellen die Kreuzzüge, jene Vorläufer und Quellen westlichen Kolonialismus und Rassismus, das „großartigste Epos“ der „abendländischen Geschichte“ dar, getragen von einer tiefen „Reinheit der frommen Begeisterung“. Die ließ das Christenvolk auf seinem Zug wider die Ungläubigen gleich noch alle Juden erschlagen, derer man habhaft wurde.

Wider eine Historisierung, die es als „unwissenschaftlich“ denunziert, sich auf die Seite der Opfer machtgesteuerter Geschichte zu stellen und die daher die Unbarmherzigkeit der „Heilsgeschichte“ und die Verbrechen der Macht allzumal noch mit dem „Mantel der Liebe“ zudeckt, will Deschner die Geschundenen und Erschlagenen der Geschichte dem jahrhundertelangen Vergessen entreißen. Allein dies rechtfertigt das gigantische Unterfangen des bald 78jährigen, gegen die offiziöse „Schönschreiberei“ eine bewußt „einseitige“ Kriminalgeschichte des Christentums zu skizzieren. Solch aufklärerische Beharrlichkeit, solch emanzipatorische Leidenschaft mag in Zeiten postmoderner Beliebigkeit antiquiert wirken. Doch gerade deshalb scheint Deschners Sysiphusarbeit notwendiger denn je.

 

Hans-Detlev v. Kirchbach, WDR

 

 

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Kriminalgeschichte
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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 18.06.2004 - Änderungen vorbehalten -