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Leseprobe
Die Tatsache, daß man nichts aus der Geschichte gelernt
hat,
heißt nicht, der Geschichtsunterricht habe sich nicht bewährt.
Im Gegenteil.
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Wer den Opportunismus der Historiker kennt, ihr Objektivitätsgeheuchel,
ihr penibles Anpassen, Antichambrieren, auf deutsch: ihre ganze Arschkriecherei,
kann sie nur ebenso verachten wie diese Geschichte selbst.
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Das Geschehene ändern, lehrt die Theologie,
könne selbst Gott nicht. Der Historiker kann es.
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Die Welt wird weniger von Leuten mit bankrotten Köpfen als mit bankrottem
Charakter angeführt.
Doch noch von Staatsmännern, aus denen schon Gras wächst, geht
Verderben aus.
Und solange die junge Generation aus dem Kot der alten kriecht, wäre
es wirklich wunderbar, hinterließe sie nicht den gleichen Dreck.
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Sind Staaten, nach Augustinus, nichts als große Räuberbanden,
sind die größten Staaten auch die größten Räuber
- wie anders wären sie die Größten geworden?
Jede Weltmacht wurde Weltmacht durch Verbrechen,
neben denen alle Werke der Unterwelt verblassen.
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Anno Diaboli 1999.
Hat die Nato Zivilisten getötet, bedauert sie's.
Man führt höflich Krieg, human.
Könnte man nicht den Leidtragenden noch Kondolenzkarten schicken?
Und vielleicht - mit den nächsten Bomben - ein paar Blumen?
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Korruption - die Luft, in der wir leben.
Pluralistisch korrupt,
ökumenisch korrupt,
konzertiert korrupt.
Wer nicht korrupt ist, ist kaum vertrauenswürdig.
Wer nicht Komplize ist, wird leicht Opfer.
Wer die Wahrheit sagt, verrät sich mehr als wer lügt.
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Was man hier unter Ordnung versteht, ist Unterordnung.
Nicht wer denkt, ist gefragt, wer funktioniert.
Nicht wer aufbegehrt, wer sich duckt.
Nichts gefällt oben so gut wie das,
was man sich unten gefallen lässt.
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Niemand führte Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland das Wort
Rechtsstaat öfter im Mund als ein Bundeskanzler, der sich gegen Recht
und Gesetz verging.
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Seit wir notorisch verkohlt werden, weiß es in Deutschland jedes
Kind: man muß in diesem unseren Rechtsstaat
nur hoch genug sitzen,
um nicht sitzen zu müssen.
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Schwarze Koffer, Geldwäsche, Verfassungsbruch,
verschwundene Akten aus dem Kanzleramt,
entzogene aus der Gauckbehörde,
Dreck am Stecken quer durch die Parteien?
Müßten gewisse Law-and-order-Visagen jetzt nicht zusammenrutschen
zu Schutthaufen? Aber nein!
Deutschsein heißt die Fresse halten.
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Wieviele Tote gab es hier durch Terroristen?
Wieviele,
weil der Staat das Tempo auf unseren Autobahnen nicht begrenzt?
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Der Bürger kann kein verneinendes Prinzip
im öffentlichen Leben brauchen; er braucht Lebensbejahendes:
Schlachthöfe, Todesstrafe, Vivisektion, Generäle, Giftgas und
ab und zu, wie jener US-Präsident sagte, a nice little war.
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"Das Übel", sagt Karl Kraus,
"gedeiht nie besser, als wenn ein Ideal davorsteht."
Zum Beispiel:
Die Freiheitsstatue im Hafen von New York.
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Yankees lieben Chewing-gum,
so herrscht ständig etwas Bewegung in ihrem Kopf.
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Der hundertprozentige Amerikaner ist ein neunzigprozentiger Idiot,
fand Bernard Shaw.
Und sind, vorsichtig geschätzt,
nicht fast neunzig Prozent der Amerikaner
fast hunderprozentige Amerikaner?
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Politiker: jederzeit austauschbar, mal leutselig, mal arrogant, meist
mehr Kehle als Kopf, oft etwas schmierig, nicht selten auch etwas geschmiert
und stets - wie der Schaum - oben.
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